Neuerscheinung
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Die Galerie Hauser & Wirth hat mit ihrer aktuellen Veröffentlichung einen Katalog über die Lackskins von André Thomkins herausgebracht. Das zahlreich bebilderte Werk offenbart die große Fülle an entstandenen Lackskins.

Bestellen können Sie den Katalog "André Thomkins Lackskins" direkt bei der Galerie Hauser & Wirth oder bei:

Verlag der Buchhandlung Walther König
Ehrenstr 4 · 50672 Köln
Tel.: 02 21 - 2 05 96-0
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Woher wahrscheinlich das Vergnügen kommt beim Betrachten der Lackskins von André Thomkins

David Weiss

Linien, fein gewölbte leuchtende Flächen, Strömungen, ein Schlund und ein Sog, und dann geht alles, wenn man will, sehr schnell: Groß und Klein verschwinden, Gegensätze lösen sich auf, Maßlosigkeit setzt ein. Hier und Dort sind eins, die Orientierung verlässt das Hirn, der Ort, wo man ist, verliert seinen Namen. Die Zeit verlässt ihren Lauf, spielt keine Rolle mehr. Zuletzt verschwinden die Tatsachen, dann noch die Wahrheit. Etwas ist geblieben, das schauend wahrnimmt, was vor sich geht.

Die Warenwelt liegt hinter uns, nur die Erinnerungen kommen mit, um sich zu vergleichen. Man sieht nicht nichts, Nichts sieht anders aus, nicht so fein und präzise. Vegetabiles und Geologisches sind ausgebreitet, zur Anteilnahme empfohlen und zur beschaulichen Untersuchung freigegeben. Das unter- wegssein wird zum Aufenthalt. Wir sind angekommen bei abstrakten Begriffen aus Physik und Seele: Strudel, Sog, Zufall, Eleganz, Gehacktes und Verblasenes, Kliffe, Schnitte, Schwären. Wortloses kommt, Lautmalerisches - Blubbern, Brabbeln, Schlefzen. Vor unseren Augen verschieben sich die Kontinente. Sind wir Teil von einem Schwamm? Vermutungen werden zu Erscheinungen, ahnungsvoll wird das Schauen. Da - man sieht etwas, aber das ist es nicht! Heiterkeit tritt ein, man hat sich getäuscht, eigentlich etwas überraschend hier draussen, doch es ist interessant und stimmt nachdenklich. Man merkt, man wird geführt - das alles hat jemand gemacht, aber man weiß nicht wie. Keine Verweise auf Herstellung zeigen sich dem Un- eingeschlossenen. Aus den Tiefen des Lacks wurde herausge- schwemmt und herausgebrochen entlang den Gesetzen von Verflüchtigung und Erstarrung. Unerklärlichkeit gesellt sich zu den Begriffen und breitet sich aus.

Man staunt und ist allein, nicht unbedingt gerne. Darum tau- chen Wesen auf. Sie tragen Helme, denn es könnte gefährlich werden. Weiß man denn, wohin es geht? Den Abgründen eignet, dass darin etwas lauert. Das verhindert, dass wir uns vergessen - es gilt, den Kopf zu schützen. Die Gestalten nennen sich Astronauten und sind in die verschiedensten Richtungen unterwegs, zum Teil bis in alle Ewigkeit. Gelegentlich formiert sich das Ganze zu einem Kopf mit Gesicht, das man zu kennen glaubt aus einer Zeit, als man noch keine Übung hatte im Betrachten von Dingen. So sahen sie aus, die verbeulten und formlosen Verwandten, die sich damals über den Wiegenrand beugten und das werdende Ich bestaunten.

Und wenn das hier ist, wo man jetzt ist, kann man sagen, man sei dort gewesen!